Die Welt steht still. Der Neuartige Corona-Virus hat die Menschheit derzeit fest im Griff und der Zenit dieser Ausnahmesituation scheint noch nicht einmal erreicht zu sein. Wurde das Virus Anfang des Jahres von vielen noch belächelt als über die ersten Fälle aus Wuhan berichtet wurde, herrscht inzwischen auch in Europa eine regelrechte Panikstimmung. Neben den zweifellos negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung hat auch die weltweite Wirtschaft mit der ungewohnten Situation zu kämpfen, denn an jeder abgesagten Veranstaltung hängt ein riesiger Rattenschwanz dran.

Das Corona-Virus breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Neben den klar ersichtlichen Gefahren für Erkrankte stellt das Virus zahlreiche Firmen und Freiberufler vor massive Probleme. (Bild: Gerd Altmann)

Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Natürlich ist es gut und sinnvoll, dass Veranstaltungen und Zusammenkünfte vieler Menschen von der Regierung reguliert werden, um die Anzahl der gleichzeitig Erkrankten möglichst gering zu halten und die Kliniken zu entlasten. Ein allgemeines Verständnis für die Absage von Veranstaltungen ist bei der Bevölkerung nach subjektiver Ansicht auch vorhanden, ebenso aber auch ein nachvollziehbarer Ärger über nicht stattfindende Events, auf die sich so mancher schon lange gefreut hat. Doch wie heißt es so schön: Gesundheit geht vor!
Wer allerdings besonders an abgesagten Kulturveranstaltungen leidet ist nicht etwa der Privatbesucher, sondern viel mehr jene, die mit solchen Events ihren Lebensunterhalt sichern. Durch die hohe Anzahl an kurzfristig abgesagten Events gehen derzeit massenhaft Aufträge verloren. Nehmen wir dazu als Beispiel etwa die Lanxess-Arena in Köln, die mit bis zu 20.000 Plätzen einen der größten Veranstaltungsorte der Domstadt darstellt. Sämtliche Shows und Events wurden bis mindestens 10. April 2020 ausgesetzt. Bei enttäuschten Zuschauern bleibt es hier aber natürlich nicht. Neben den hohen Kosten der täglichen Instandhaltung und dem enormen Verlust durch fehlende Ticketverkäufe muss auch zahlreichen Eventfirmen abgesagt werden, die beispielsweise für die Bühnentechnik verantwortlich sind. Solche Firmen beschäftigen neben Festangestellten häufig auch jede Menge Freiberufler, die insbesondere für solche Events gebucht werden.
Doch auch auf mich als Kameramann hat die Coronakrise direkte Auswirkungen. Neben spürbar weniger Buchungsanfragen muss ich auch um bereits bestehende Aufträge bangen, deren kurzfristige Absage aufgrund der täglich wachsenden allgemeinen Unsicherheit immer wahrscheinlicher wird. Von vielen Kollegen bekomme ich derzeit mit, dass vor allem Kameraleute aus den Bereichen Event und Messe sehr zu kämpfen haben, da es derzeit schlicht keine Aufträge für diese Berufsgruppen gibt. Das wundert mit Blick auf die aktuelle Absagewelle wenig, denn derzeit finden tatsächlich kaum Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen statt. Seien es nun die Bundesliga in Deutschland oder die NBA in den USA – beim Sport macht die Krise ebenfalls keinen Stopp. Hier haben vor allem kleinere Vereine stark zu kämpfen, denn die Ticketverkäufe der einzelnen Spiele machen einen nicht zu vernachlässigenden Anteil der Refinanzierung des Vereins aus. Bei einem derzeit in der Diskussion stehenden Abbruch der aktuellen Bundesliga-Saison fällt so urplötzlich ein großer Teil der Einnahmen weg und auch zahlreiche gebuchte Freiberufler und Firmen, die an solchen Bundesliga-Spielen mitwirken, sehen sich mit ungewollter Freizeit konfrontiert. 
Problematisch wird die aktuelle Situationen vor allem für jene Firmen und Freiberufler, die nur über ein geringes finanzielles Polster verfügen. Wer lediglich für ein bis zwei Monate vorgesorgt hat und von Jobs in der Eventbranche abhängig ist, dürfte innerhalb der nächsten Wochen vor einem mächtigen Problem stehen. Kein Wunder also, dass sich die Berufsgruppe der Künstler und Freiberufler bereits zusammengetan hat und innerhalb einer Petition fordert, dass auch sie bei möglichen staatlichen Finanzhilfen berücksichtigt wird. Schon mehr als 55.000 Personen haben diese Petition mit ihrer virtuellen Unterschrift versehen und es werden täglich mehr.

Rund 55.000 Künstler und Freiberufler haben sich bereits zusammengetan und fordern bei möglichen Finanzhilfen berücksichtigt zu werden. (Bild: Sumanley xulx auf Pixabay)

Aktuell ist keine Besserung in Sicht. Ganz im Gegenteil: Erst gestern Abend hat Bundeskanzlerin Angela Merkel innerhalb einer Pressekonferenz dazu geraten, soziale Kontakte nach Möglichkeit zu vermeiden und auch Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern entweder ausfallen zu lassen oder sogar gänzlich abzusagen. Aus wirtschaftlicher Sicht heißt das, dass nun auch kleinere Zusammenkünfte abgesagt werden sollen und ich blicke bereits jetzt mit berechtigter Sorge auf verbleibende Drehtermine in den nächsten Wochen, deren Ausrichtung aktuell mehr als fragwürdig sind.
Niemand weiß derzeit, wie lange uns der Coronavirus noch begleiten wird. Doch realistisch gesehen wird uns die Problematik eher noch einige Monate, wenn nicht gar Jahre, beschäftigen. Bereits jetzt hat die Wirtschaft massiv gelitten. Die Auswirkungen lassen sich wohl kaum erahnen, wenn das Virus in dem selben Tempo fortschreitet wie bisher und neben uneinholbaren wirtschaftlichen Schäden auch in Deutschland immer mehr Tote fordert.
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