Spätestens nach meiner China-Reise im vergangenen Jahr war für mich klar, dass mich die Reiselust gepackt hatte und ich vor allem ungewöhnliche Orte erkunden möchte. Zwei Wochen Strandurlaub sind für mich undenkbar – ich brauche scheinbar auch immer ein wenig Abenteuer. Und da schmiedete ich bereits Ende 2018 den festen Entschluss, im kommenden Jahr in die Ukraine zu reisen. Tatsächlich ist es inzwischen gar nicht mehr schwer, die Zone zu besuchen. Unzählige Anbieter bieten Erkundungstouren ab Kiew an. Dabei handelt es sich meist um Gruppentouren mit einem Guide. Für mich war allerdings sehr früh klar, dass eine Gruppentour für mich nicht in Frage kommt. Um die besondere Atmosphäre dieses Orts aufzunehmen musste es zwingend eine private Tour mit möglichst wenigen Personen sein. Ganz alleine wollte ich allerdings auch nicht nach Tschernobyl reisen – spätestens in China hatte ich gelernt, dass es zwar großartig ist besondere Orte und Momente zu erleben, es aber viel angenehmer ist, diese intensiven Augenblicke auch direkt vor Ort teilen zu können – und zwar nicht nur über Instagram. Tatsächlich war es eine Herausforderung begeisterte Kollegen und Freunde zu finden, die diesen Trip mit mir machen wollten. Während die einen mich für verrückt erklärten (die Mehrheit), mangelte es bei anderen oft an Geld, Zeit oder generell Lust. Nach viel hin und her freute ich mich deshalb besonders, dass ein guter Kollege mich auf diesem Trip begleiten wird (Grüße gehen raus!).
Parallel zu unseren Planungen machte uns die enorm erfolgreiche HBO-Miniserie Tschernobyl einen kleinen Strich durch die Rechnung, die während unserer Planungsphase mit ihrer Ausstrahlung auf Sky begann. War die Anzahl der Tschernobyl-Besucher bis dato noch übersichtlich, vergrößerte sich der Tourismus innerhalb weniger Wochen massiv. Obwohl auch ich die Serie mit Begeisterung schaute, war diese natürlich nicht der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich mich für die Reise entschied. Es war trotzdem ein verrückter Zufall, dass unser Buchungsdatum fast auf den Tag genau mit der Veröffentlichung des Staffelfinales übereinstimmte. Letztlich entschieden wir uns bei dem Anbieter Tschernobyl Welcome für eine dreitägige Privattour ab der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Der Hauptgrund, weshalb wir uns für diesen Anbieter entschieden haben, war vor allem die Möglichkeit gegen Aufpreis das verlassene Atomkraftwerk (nicht Reaktorblock Nummer 4) von innen zu sehen und hier an einer Führung teilzunehmen. Gänsehaut garantiert.
Kein Video ist halt auch keine Option
Zwar handelt es sich bei unserem Ukraine-Trip auch um Urlaub, nichtsdestotrotz planten wir von Anfang an ein handwerklich ordentliches Video über den Trip zu drehen. Während ich in China und Tibet vollkommen planlos mit meiner Canon EOS 5D Mark II mit dem Firmware-Hack Magic Lantern in raw gedreht hatte, überlegte ich nun, wie ich die Messelatte zumindest technisch noch erhöhen konnte. Nach zahlreichen Überlegungen in Richtung Sony A7S Mark II und Panasonic GH5s entschied ich mich Canon treu zu bleiben und auf die EOS 5D Mark III upzudaten. Hauptgrund war vor allem, dass ich mir auch weiterhin die Möglichkeit offen lassen wollte, professionelle Bilder zu schießen. Zudem habe ich Magic Lantern während meines Asientrips sehr zu schätzen gelernt und wollte gerne die neuen Möglichkeiten, die die 5D Mark III mit sich bringt, in Bezug auf den Firmware-Hack testen. Nicht zuletzt ist das Preis-Leistungsverhältnis, auch weil die Kamera schon sieben Jahre auf dem Buckel hat, mit knapp über 1000 Euro gebraucht unschlagbar. Meine Hauptkamera Sony FS5 schied von Beginn an aus, da ich nur kleines Besteck mitnehmen und vor allem auch Fotos schießen möchte.
Das Besondere an der Mark III ist zudem, dass Magic Lantern hier noch einmal deutlich mehr Performance zur Verfügung hat, als noch bei der Mark II. Mittlerweile ist es sogar möglich in Auflösungen in raw aufzuzeichnen, die ungefähr Ultra HD entsprechen. Leider ist hier mit einigen anderen Einbußen zu rechnen. So ist das Vorschaubild nur noch ein grauer, ruckelnder Schleier, der das Motiv vor der Kamera kaum noch erkennen lässt. Zudem sind die Datenraten ordentlich hoch. Während meiner Tests mit der Kamera entschied ich mich auf besonders hohe Auflösungen zu verzichten und mich stattdessen mit Full HD zufrieden zu geben. Hier erhalte ich ein sauberes Vorschaubild auf dem Display. Die höheren Auflösungen sind vor allem dann interessant, wenn Zeit mitgebracht wird und stehende Motive, wie Architektur, aufgezeichnet werden soll. Da die Tschernobyl-Tour mit vielen verschiedenen Motiven daherkommt und stellenweise auch wenig Zeit vorhanden sein wird, entschied ich mich gegen die Auflösung und für die Schnelligkeit. Um auch für Atmo-Töne und den einen oder anderen ukrainischen Sprachfetzen gewappnet zu sein, kaufte ich zudem noch das Rode Videomic Pro, das ich direkt auf den Blitzschuh der 5D Mark III aufstecken kann. Entschieden habe ich mich für das Mikrofon, da es neben einem ordentlichen Klang eine sehr angenehme Größe besitzt und vor allem beim Fotografieren nicht den Sucher blockiert, wie es viele andere Aufsteckmikrofone machen. Weiterhin setze ich auch in diesem Jahr wieder auf die drei ND-Filter von Haida mit den Stärken 0.6, 0.9 und 1.8. Zwar haben mich diese in China nur mässig überzeugt und recht starke Vignetten geworfen, doch zumindest für diese Reise müssen sie noch herhalten, bevor ich mir für das nächste Projekt einen vernünftigen Vari-ND zulegen werde. Zudem konnte ich die Vignetten während des Gradings in DaVinci recht gut entfernen.